La dolce vita – reloaded

Quartalsitaliener*innen

Nachdem wir in diesem Jahr viermal in Italien gewesen sein werden, hielten der Mann und ich es für angebracht und einen Akt tiefer Verbundenheit mit diesem schönen Land, uns ein zumindest rudimentäres Italienisch anzueignen. Mit viermal Italien in nur einem Jahr ist eins schließlich schon längst mehr als nur Tourist*in und will die kulturelle Vertrautheit entsprechend auch ein bisschen raushängen lassen.

Der Mann, der Instrumente und Sportgeräte spontan nach Gehör oder Gefühl bedienen kann, hatte die -in seinen Augen- geniale sowie praktische Idee, sich das Italienische mittels binge-gewatchten Netflix-Mafiaserien zu erschließen, während ich, im tiefen Vertrauen auf meine Twitter-Timeline, zu Duolingo gegriffen habe und Abend für Abend fleißig übe. Und was soll ich sagen: Mit dieser grotesken Mischung aus Gangster- und Schmalsprech schlagen wir uns bisher nicht nur hervorragend durch, wir können mit dem freiwillig an uns bezahlten Schutzgeld auch unseren Urlaub gut quersubventionieren.

Gucci ist öde

Ich gebe zu, dass ich in Italien nicht nur unglaublich gerne viel Eis (und anderes) esse und Caffè (und anderes) trinke, sondern auch gelegentlich, so hie und da, völlig dezent und selten übertrieben, mal den ein oder anderen Zierrat (wie etwa Gläser, Schuhe, Handtaschen, Kleidung, Parfum, Kosmetik, dies und das) kaufe. Und da ich mich vor ein paar Tagen aufopferungsvoll drei Stunden lang in einem als Kletterwald getarnten Schlaraffenpark für Mosquitos sehr deutlich rumgelangweilt habe, während die Herren fröhlich von Liane zu Liane schwangen, wurde mir vom Familienrat im Gegenzug ein für den Rest der Familie mindestens ebenso langweiliger Besuch in einer „Designer Mall“ zugestanden. Leider klingt es besser als es war. Zwar reihte sich dort Gucci an Prada, Celine an Chloé und Valentino an Jil Sander (und ich habe in dieser kleinen Reihe mindestens drölf weitere, voll supere Labels vergessen), aber gerade weil so viel von allem da war, war es in Summe wirklich total faaaaaad. Und dann gab es dort so viele Menschen, die mit glänzenden Augen von Designerbunker zu Designerbunker liefen und die nicht eher ruhten, bis ihnen an beiden Armen je zehn Tüten dieser superen Labels baumelten und ich konnte deren Kaufverlangen an diesem uninspirierten Ort schlicht nicht nachvollziehen.

Mir geht es mitnichten um Luxus-Label-Bashing. Ich mag einige dieses Labels auch und freue mich darüber, mit einzelnen Stücken meine Garderobe hier und da ein bisschen zu vervollständigen. Die Idee jedoch, mir massenhaft irgendwas zu kaufen, nur weil jeder weiß, dass das, was ich dann im Überfluss habe, total teuer war und ich mir insgeheim ins Fäustchen lachen kann, weil ich es hier zu einem (hahaha) „Schnäppchen“-Preis bekommen habe, diese Idee überzeugt mich nicht.

[Off topic: Wie wunderschön sind bitte Chie-Mihara-Schuhe?]

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