Erschöpft aber glücklich erreichten wir den Fluchhafen. Während ich mich in immer kürzer werdenden Abständen an meinen Notfalltropfen vergreifen musste, machten die anderen einen recht entspannten Eindruck. Kein Wunder eigentlich: Denn der große weiße Koffer war ziemlich voll, was zu seiner erheiterten Stimmung sicher eine Menge beitrug. Ich hoffte indes, dass er sich im Gepäckraum unauffällig verhalten würde und nicht -wie auch schon geschehen- völlig unkoordiniert herum rollte. Die Laptoptasche quietschte bei jedem Schritt vor Vergnügen während die kleine Reisetasche völlig entspannt am Arm herum baumelte. Das konnte ja heiter werden. Nachdem wir den großen Weißen beim Check-In abgeliefert hatten machte sich unser Zurückgebliebenen-Trüppchen auf den Weg zum Security-Check. Wir wurden gründlich durchleuchtet und am Ende stand neben einigen Nebenerkenntnissen fest, dass niemand von uns kariös oder bewaffnet war. Zur Feier des Augenblickes war wieder ein großer Schluck aus der Rettungsflasche angesagt!
Toilette, Passkontrolle, Toilette, Gate, Gangway, Toilette – Sitz 6D. An der Fensterfront war leider nichts mehr zu machen gewesen. Zumindest hatte ich der freundlichen Dame am Schalter noch den beinfreien Babyplatz abschwatzen können. Sollte jedoch plötzlich irgendwoher ein Baby auftauchen, so würde ich diesen allerdings alsbald freimachen müssen. Ich musterte die Mitreisenden. Keine sichtbaren Kleinkinder, keine Schwangeren, die die Gunst der Stunde für eine Sturzgeburt zu nutzen gedachten – ich war in Sicherheit. Und auch der freundliche japanische Herr neben mir entpuppte sich als ein durchaus passabler Sitznachbar. Jedenfalls zwischen den Mahlzeiten.
Der Flug selbst hatte selbst aus der Perspektive des Flugängstlings bis auf seine Länge keinerlei erkennbaren Makel. Es wurde nicht gewackelt, dafür aber viel gegessen, getrunken und gelächelt. Ein Film über lustige Eiszeitwesen setzte dem Amüsement noch die Krone auf. Hätte man schlafen können, so wie etwa 99 % der umliegenden Passagiere, so wären sogar die Stunden in völliger Ruhe und Dunkelheit ein Hochgenuss gewesen. Ohne Schlaf hatten sie durchaus ein paar Längen. Das Gute am Fliegen ist aber, dass dem Vogel irgendwann mal der Sprit ausgeht und sich die Piloten in einem solchen Falle immer gerne zum Landen entschließen. So auch auf Flug LH 1285 von München nach Tokio. Mein Handgepäck und ich nutzten die Gunst der Stunde, um den Flieger zu verlassen. Auf irgendeinem Laufband trafen wir dann auch den großen Weißen wieder, der schon einige Runden gedreht und offensichtlich Spaß an der Sache gefunden hatte.
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