Die wunderbare Reise der kleinen Mellcolm mit den Wildfängen – Auf an die Westküste

Am Morgen fackeln wir nicht lange und kehren Kinnekulle den Rücken. Schon schade, dass der Platz eine solche Enttäuschung war, denn wegen des niedlichen Namens und der schönen Lage hatten wir auf ihn besonders hingefiebert. Um sicherzustellen, dass diesem Dämpfer wieder ein Highlight folgt, überdenken wir die Strecken- und Campingplatzplanung. Wir stoßen bei unseren Recherchen spontan auf einen Platz, der alle bisherigen Plätze Google-Ranking-technisch in den Schatten stellt: Sotenäs Camping in Kungshamn. Rund 180 km Fahrstrecke liegen vor uns. Den ersten nennenswerten Zwischenstopp (die TOTAL DRINGENDEN Pipistopps zählen wir mal nicht) machen wir in Trollhättan mit dem Ziel, uns die alten Schleusen anzusehen. Diese scheinen durchaus beliebt zu sein und wir tun uns schwer mit unserem kleinen Flitzer einen Parkplatz zu finden. Als wir dann schließlich etwas abgelegen doch etwas finden und uns noch schnell ein kleines Mittagessen zubereiten, fängt es draußen an zu schütten. Der Regen und die Tatsache, dass es bereits Nachmittag ist und noch eine gewisse Fahrzeit vor uns liegt überzeugen uns (die eine mehr, den anderen weniger) davon, dass wir die Schleusen Schleusen sein lassen und weiterfahren sollten.

Hinzu kommt, dass unsere Kaffeevorräte einen bedrohlichen Tiefstand erreicht haben und wir unbedingt noch irgendwo Nachschub organisieren müssen. Wir dürfen also wirklich keine Zeit verlieren! Die „zehn Minuten“, die ich dann unterwegs spontan in einem Möbelladen verbringen muss sind natürlich gut angelegt und keinesfalls verloren. Weiter geht’s nach Uddevalla ins Café Yerba, wo wir uns mit neuen Vorräten eindecken und natürlich auch einen Kaffee trinken, der ohne passendes Gebäck natürlich viel zu feucht wäre. Das Café ist plüschig und von oben bis unten mit Büchern vollgestopft. Die Böden und Wände sind zudem alles andere als gerade, was dem Café zusätzlichen Charme verleiht.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen
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Foto: Philippe Wyssen

Nach der kleinen Stärkung geht es dann ohne weitere Verzögerung gleich nach Kungshamn. Wir haben zu diesem Zeitpunkt schon elf Campingplätze hinter uns und das Gefühl, eigentlich schon alles an Eigenheiten gesehen zu haben. Aber Sotenäs vermag es tatsächlich noch einmal eins drauf zu setzen, denn einen Platz wie diesen haben wir bisher noch nicht im Programm gehabt. Der Platz wurde in die rauhe Felslandschaft der Westküste hinein geklebt und findet so auf mehreren Etagen statt. Ganz unten, am Wasser, stehen die Wohnwagen und Zelte. Auf der ersten und zweiten Etage kommen dann die Stugas. Die bel étage ist den Wohnmobilen vorbehalten.

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Nachdem wir also einen Platz – mit eigenem Balkon – ganz oben zwischen den Felsen im Geröll ergattert haben, stellen wir fest, dass es draußen oben doch ganz gehörig luftet. Wir stehen dabei quer zum Wind, weil unser Platz es so vorschreibt und ragen mit 3,30 m Höhe zwischen den Felsen und anderen Wagen auch ordentlich heraus. Die Karre wackelt wie ein Schiff bei heftigem Seegang und mein Magen hat ähnliche Assoziationen. Ein Versuch, in meinem Alkoven-Bett in den Schlaf zu finden, scheitert kläglich, denn es ist mir nicht nur ein wenig weich in den Knien, ich rechne auch damit, dass wir jeden Moment umkippen. Das Bett des kleinen Kleinen Herrn soll mir in dieser Nacht Zuflucht gewähren. Tapfer hält er mir (schlafend) das Händchen.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen
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Foto: Philippe Wyssen

Am nächsten Morgen ist es nur unwesentlich windstiller und das Wetter lässt auch nicht auf baldige Änderung hoffen. Auch wenn der Platz landschaftlich wirklich wunderschön ist und der Mann hin und weg ist, merke ich, dass ich genervt bin und keinerlei Lust verspüre, eine weitere Nacht hierzubleiben: Der Wind macht es nahezu unmöglich, sich mit beiden Kindern draußen aufzuhalten, zumal der kleine Kleine Herr lautstark äußert, wie sehr er dieses Gewehe nicht mag. Auch den großen Kleinen Herrn können wir draußen nicht einfach so spielen lassen, da er es liebt, ausgelassen auf den Felsen rumzuspringen und wir besorgt sind, dass er sich dabei in einem unbedachten Moment auf die Nase legt. Hinzu kommt, dass das Servicehaus, in dem man alle nützlichen Verrichtungen verrichten kann, bei Wind und Kälte fast einen Tagesmarsch entfernt zu liegen scheint. Landschaft hin, Aussicht her – die Gesamtsituation passt mir nicht und ich gehe in schlechter Laune auf. Der Mann wäre nicht mein Mann, wenn ihm die kleine Schieflage entgehen würde. Und er wäre auch nicht mein Mann, wenn er nicht die besten Ideen hätte, alles wieder ins Lot zu bringen: Wir reisen ab.

Ein Kommentar

  1. Hallo Melanie,
    jetzt hab ich endlich mal das richtige Ergebnis gerechnet und kann dir Grüße schicken auf eure WoMo-Tour mit deinen drei Männern. Unsere nächste wird wohl umgekehrt, mit drei Frauen sein nach Oktober.
    Schreib weiter so schön.
    Thomas

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