Projekt: Jedenfalls nicht Italien. Zehnter Spieltag.

Es regnet schon seit Tagen und vom im Kalender großkotzig angekündigten Sommer ist weit und breit nichts zu sehen. Neulich sagte mir ein Taxifahrer, dass morgen, am 21. Juni mit dem längsten Tag des Jahres der Sommer schon zur Hälfte rum sei. Aber wie kann etwas schon fast vorbei sein, das noch gar nicht angefangen hat?

Die WM ist jedenfalls noch nicht rum. Nicht mal zur Hälfte. Und so finden sich jeden Tag neue Paarungen, die sich aneinander messen möchten. Am Ende gibt es Gewinner, Verlierer und Unentschiedene.

Zum Mittagessen servierte die FIFA heute das Spiel Slowakei gegen Paraguay, das sich aber allenfalls als Appetithäppchen entpuppte. Harmlose Slowaken trafen auf Paraguayer denen man die südamerikanische Herkunft nur hin und wieder anmerken konnte. Diese kurzen Momente temperamentvollen Aufbäumens reichten am Ende dennoch dafür, den Sieg nach Hause tragen.

Slowakei gegen Paraguay

Null : Zwei

Bei einem Bäcker meines Vertrauens habe ich früher immer Weltmeisterbrötchen gekauft. Die waren gut, weil da so ziemlich alles drin war, was beim Brötchenbacken Rang und Namen hatte und vor allem vieles, das gesund aussah. Gut waren die auch, weil sie Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr genau gleich weltmeisterlich schmeckten. Bei der Squadra Azzurra sind die Dinge wohl etwas anders gelagert, denn die Blauen haben in den letzten vier Jahren heimlich still und leise damit aufgehört, Weltmeister zu sein und dass noch bevor jemand anders sich hätte freiwillig auf den Posten melden können. Und ohne das weltmeisterliche Leuchten, dass die Italiener dereinst umgab, ist ein Unentschieden alles, was sie gegen die Kiwis zustande bringen. Und dass auch nur, weil ihnen ein Elfmeter auf dem Silbertablett serviert wird. Wenn ich mich angesichts der derben Watschen an UNS vor vier Jahren nicht so diebisch freuen würde, könnten mir die Italiener fast Leid tun.

Italien gegen Neuseeland

Eins : Eins

Da steht geballte Männlichkeit in zweiundzwanzigfacher Ausführung auf nur einem Spielfeld und es passiert über lange Strecken hinweg so gut wie gar nichts. „Nüchterner Ergebnisfußball“ fachsimpelt ein ARD Kommentator in der ersten Halbzeit, „Standfußball“ ein anderer. Ich fachsimple mit und denke: Was nützen klingende Namen wie Kaká, Drogba oder Robinho -allesamt ohne Zweifel unter „normalen Umständen“ tolle Fußballer- wenn am Ende auf dem Spielfeld statt Samba nur schnöder Schiebewalzer getanzt wird? Zugegeben: Die Brasilianer kennen die Schritte ein bisschen besser als die Ivorer und ganz manchmal schleicht sich bei ihnen gar ein quirliger Salsaschritt ein. Die flinkeren Füße verhelfen ihnen zum ersten Tor, die flinkeren Hände schließlich zum Zweiten. Das dritte Tor der Brasilianer ist wieder ein hübscher, ehrlicher Treffer – ganz ohne Anfassen. Und die zweite Halbzeit eine hübschere, brasilianischere Halbzeit.

Während die Brasilianer also in Fahrt kommen, gucken die Ivorer zunehmend¨ sparsam aus der Wäsche. Und weil ihnen nichts Besseres mehr einfällt, fangen sie mit dem Treten an. Zunächst treten sie Elano vom Platz, dann Bastos vors Bein und schließlich den Ball ins Tor.

Auf das Geraufe, Gehacke, Gehaue und Getrete der letzten zehn Minuten hätte ich übrigens verzichten können.
Brasilien gegen Elfenbeinküste

Drei : Eins

Ein Kommentar

  1. Ich glaube, das mit dem die Italiener tun uns leid, das lassen wir mal. Man kann keine Fußballspiele auf Dauer gewinnen, wenn man sich grundsätzlich im eigenen Strafraum vom gegnerischen Spieler anrempeln lässt und … fällt.

    So eine italienische Glückssträhne muss auch mal zu Ende sein und dann zählt eben doch das Können wieder.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


9 − 2 =