Trotz der tiefen Freundschaft die der große Kleine Herr mit den beiden (natürlich strohblonden!) schwedischen Mädchen innerhalb kürzester Zeit schloss – es ist so beeindruckend wie sich Kinder verständigen, ohne miteinander reden zu können – entschließen wir uns nach nur einer Nacht in Kivik zur Weiterfahrt. Die Eltern der Mädchen erzählen uns, dass sie selbst einen Ausflug nach Åhus planen, da es dort hervorragendes Eis geben solle. Da das Städtchen ohnehin auf unserem Weg liegt und wir eine gewisse Affinität zu Speiseeis haben, entschließen wir uns, es ihnen gleich zu tun.
Der erste Eindruck von Åhus ist sehr gut. Gleich neben unserem Parkplatz ist ein Design-Geschäft, dem ich wie von Zauberhand geführt einen Besuch abstatten muss. Skandinavisches Design ist ja so bezaubernd. Umso erstaunlicher, dass ich ohne Neuzugang den Laden wieder verlasse. Schließlich sind wir in einer anderen Mission in der Stadt: Eiscreme.

Statt aber wie erwartet, DIE eine Eisdiele zu finden, reiht sich am kleinen Hafen der Stadt Eisgeschäft an Eisgeschäft. Ohne Insiderwissen lässt sich kaum entscheiden, wo es nun das ultimativ beste Eis geben könnte. Wir entscheiden nach dem ersten Eindruck und landen bei Glassbåten, einem zum Eisladen umgebauten Boot. Die Herren der Familie entscheiden sich einvernehmlich für ein Eis der Sorte „Kladdkaka“, das mich schon vom Klang her nicht so anspricht, ich wähle „Danish Nougat.“ Während das Eis mit dem abtörnenden Namen (Kladdkaka ist übrigens ein schwedischer Schokoladenkuchen, sagt Google) bei den Jungs nicht so dufte ankommt, habe ich mit meiner Wahl alles richtig gemacht: Das Eis schmeckt original wie „Brauner Bär“ – ich frohlocke und fühle mich gleich gute 35 Jahre jünger. Nach dem großen Schlecken treffen wir am Hafen dann tatsächlich auch auf unsere Campingplatznachbarn, die uns stecken, dass das „Otto Glass“ wohl das erste Glass am Platz sei. Leider ist es uns aus gewichtigen Gründen unmöglich, uns davon selbst zu überzeugen.
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil laufen wir in ein sehr einladendes Kaffee, von dem wir uns einen guten Cappuccino versprechen. Den bekommen wir auch. Dass wir dort allerdings außerdem einen Haarschnitt, Kosmetik, Handtaschen und Bettwaren bekämen, finden wir etwas befremdlich. Irgendwas werden sich die Besitzer sicher bei diesem außergewöhnlichen Konzept gedacht haben, was genau das sein könnte, will uns einfach nicht einfallen.
Den Abschluss unseres Åhus-Besuchs bildet ein dringend benötigter Einkauf, denn die „Butiken“ der meisten Campingplätze sind kulinarisch leider eher ganz weit hinten als ganz weit vorn. Wir finden einen Coop und decken uns mit dem Nötigsten ein. Und mit Bier. Leider wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Stadt die Heimat von Absolut Vodka ist, eine Info, die den Tag eines frisch liierten jungen Paares sicher nachhaltiger verändert hätte als den einer Familie mit zwei kleinen Kindern, aber wer weiß?
Mit vollen Einkaufstüten verlassen wir Åhus und steuern unser nächstes Etappenziel, Karlskrona an. Das jedoch nicht, ohne den vorher gebuchten Campingplatz noch schnell abzusagen und einen anderen, mit besseren Bewertungen anzusteuern. Irgendwie sind wir da durch Rostock traumatisiert.
Der Campingplatz in Karlskrona hält leider auf den ersten Blick auch nicht, was wir uns von ihm versprochen haben. Er ist zwar wirklich wunderschön auf der Insel Dragsö vis-a-vis von Karlskrona gelegen, ist aber bei unserer Ankunft zumindest in einigen Ecken so voll, dass wir uns wie in einer Legebatterie vorkommen. Die einzelnen Stellplätze sind leider auch nicht besonders groß, man kommt zwangsläufig mit den Nachbarn ins Gespräch. Und in unserem Fall war diese ausnahmslos aus Deutschland.
Wir entscheiden uns für einen Rundgang und tatsächlich – der zweite Blick ist etwas versöhnlicher. Die Insel ist wirklich sehr nett und der Platz gut angelegt. Die sanitären Einrichtungen sind gut in Schuss und sauber. Es gibt große Areale, wo kaum ein Camper zu finden ist und wir fragen uns, warum man uns diese nicht angeboten hat. Im Wald sind überall kleine Gnomfiguren versteckt und die Kinder haben einen Riesenspaß, diese zu entdecken. Auf Dragsö sehe ich zudem meinen ersten echten Schnullerbaum, der mich, anders als den großen Kleinen Herrn, wirklich nachhaltig beeindruckt. Ich versuche zwar noch, ihm die Vorteile dieser Art von Schnullerentsorgung nahezubringen, aber ich beiße auf Granit.Trotz des Schnullerbaums beschließen wir noch vor dem Abendbrot, hier nur eine Nacht zu bleiben. Als Zeichen unseres Widerwillens lassen wir die Markise eingerollt. Am späten Abend (die Kinder sind in Schweden leider viel zu lang viel zu wach) werden wir noch Zeugen eines atemberaubenden Sonnenuntergangsszenarios, das uns ein wenig milder stimmt. Es war schon ganz dufte in Karlskrona.