Ohropaxphantasien

Natürlich möchte ich unter normalen Umständen niemandem das Quatschen mit seinen Mitmenschen verbieten (Möchte ich nicht???), aber in Zügen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln gelten andere Regeln. Nämlich meine. Und die besagen, dass insofern ich allein reise – was meistens der Fall ist – auch die Menschen auf den Plätzen neben mir ein absolutes Redeverbot haben. Ob sie nun mit mir oder mit anderen Mitreisenden reden ist von sekundärer Relevanz.

Ja, sie dürfen mich freundlich (aber kurz!) fragen, ob der Platz neben mir noch frei ist – ein Relikt aus Schweizer Tagen, das ich mir in Deutschland gelegentlich herbei sehne. Auch dürfen sie „Gesundheit“ sagen, wenn ich niese. Wenn ich wirklich einen ganz großzügigen Tag habe, ist es eventuell noch duldbar, dass man mir – begleitet von einem herzlichen „Möchten Sie auch?“ – eine Tüte mit feinstem englischen Weingummi unter die Nase hält. Aber das ist dann schon der Gipfel der Gefühle, das absolute Maximum dessen was ich während einer Zugfahrt von Mitreisenden vernehmen möchte. Dem Schaffner räume ich unter Umständen ein Extragesprächskontigent ein, aber selbstverständlich nur dann, wenn ich ordnungsgemäß an den Kauf einer Fahrkarte gedacht habe.

Was schlichtweg gar nicht geht ist wenn Mitreisende versuchen, mir ein Gespräch aufzuzwingen. Wie damals dieser Nigerianer, der zwar durchaus nett lächelte, es dabei aber auch hätte belassen können. Das tat er leider nicht. Statt dessen versuchte er mir Englisch beizubringen. Und da Oxford nicht in Nigeria liegt und die Zugfahrt ein paar Stunden dauerte (in denen ich nebenbei des Herren gesamte Familiengeschichte bis zurück zum Urknall erfuhr), hat mein Englisch seit diesem Tag eine unüberhörbar nigerianischen Einschlag.

Ganz oben auf der Liste der verbalen Unerträglichkeiten stehen aber die Gespräche zwischen Mitreisenden, die 1. nicht für meine Ohren bestimmt sind und 2. von diesen auch überhaupt nicht gehört werden wollen. Meistens sind sie ja nicht mal aus voyeuristischer Sicht spannend.

Mich interessiert nicht die Bohne, ob der schnurrbärtige Herr mittleren Alters sich gerade auf der Heimreise von der Staubsaugervertreterjahrestagung befindet, die dieses Jahr glücklicherweise in einem Kegelclubstundenhotel stattfand. Auch will ich nicht wissen, dass das windige Pärchen schräg gegenüber sich am Fahrkartenschalter böse über die Fahrkartenschalterbetreuungsbeauftragte aufregen musste. Sollen sie es doch beim nächsten Scrabble-Spiel aufarbeiten, wenn sie es bis dahin nicht längst vergessen haben. Und mich damit verschonen.

Drei Plätze weiter telefonierte eine Frau stundenlang mit einem kleinen Kind oder einem ziemlich begriffsstutzigen Erwachsenen. Ich wartete auf den nächsten Netzausfall – warum soll es der Dame am Telefon besser gehen als mir? Nichts da. Ihr Netz hält, was mein Mobilfunkanbieter verspricht.

Und wer bitte findet es spannend, sich von jemandem, den er nicht kennt (und auch in Zukunft nicht zu kennen gedenkt) stundenlang vorsabbeln zu lassen, was in der Trekking-Zeitschrift steht, die gerade die Lektüre der Wahl ist. Wenn sie es ja wenigstens nur vorgelesen hätte – nein, jeder Satz wurde paraphrasiert. Dasselbe praktizierte sie übrigens auch mit dem Telefonat der Dame mit dem Begriffsstutzigen, so dass ich es letztlich im Original und in der Interpretation hören durfte…. Haben die denn alle kein Schamgefühl? Und keine Pietät?

Einen kleinen Moment habe ich überlegt, mir die Hände auf die Ohren zu pressen und ganz laut Kinderlieder zu singen.

53 Kommentare

  1. Gespräche mit Sitznachbarn können auch durchaus interessant sein. Ich habe in einem ICE mal neben einem Rumänen gesessen, der mir seine Lebensgeschichte erzählt hat. So viel erfährt und exklusiv man über ein fremdes Land sonst nie etwas.

    Dennoch gibt es durchaus Störungen im Zug, die ich auch weniger begrüße. Auf Platz Eins sind übrigens schreiende Kleinkinder.

    1. @Hofnarr Florian Nee. Wenn ich mich mit einem Rumänen unterhalten will, dann gehe ich ins rumänische Zentrum oder mache Urlaub in Rumänien. Dasselbe gilt übrigens auch für alle anderen fremden Kulturen. Mit Deutschen will ich sowieso nur twittern.

    1. @Doppelfish Genau. Ich wusste, dass ich das nicht alleine verbockt habe. Ich wusste nur noch nicht, wem ich die Schuld geben kann – danke!

  2. Also Twittern ist okay, aber sprechen nicht?! Interessantes Mitteilungsbedürfnis! ;)
    Ich wette mit Brad Pitt als Sitznachbarn hättest Du Dich schon unterhalten…

  3. Trefflich beobachtet und vergnüglich geschrieben.
    Alle die sich in Bahn, Restaurant und anderen unpassenden Stellen in Bühnenlautstärke unterhalten, so dass man gezwungen ist mitzuhören, sind bestimmt auch die, die darüber wettern, dass bei Twitter ja nur Belanglosigkeiten ausgetauscht werden ;-).

  4. @Tim Beim Fliegen mache ich mir vor Angst in die Hosen. Das ist zwar geräusch- aber nicht geruchsneutral.

    @Apfelmuse Belanglosigkeiten, bei Twitter? Ich habe noch keine einzige gesehen.

  5. Ich staune. Der Herr aus Nigeria muss ja dann doch erstaunlich charmant gewesen sein, dass er es geschaff hat, unter so ungünstigen Bedingungen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

    Ich würde Berlin empfehlen, jedenfalls das der 1990er Jahre. Damals fand ich es irritierend, wie still es in S- und U-Bahnen war. Entschuldigen konnte von der Nichtredenorm, so schien es mir, nur Kontrolleursein (oder sich gegen die zur Wehr setzen Wollen), Arbeitslosig- und Obdachlosigkeit oder Rausch. Aber inzwischen ist es da auch bißchen anders.

  6. Gespräche mit zunächst Fremden im Zug können durchaus schön und sinnvoll sein, aber sie müssen sich ergeben, dürfen nicht aufgedrungen werden wollen.
    Ich selbst kann – je nach dem – sehr gut zuhören, ggf. sehr mitteilsam und gesprächig sein, aber auch ganz stur und stumm.

    Sich prinzipiell abschotten zu wollen, scheint mir aber auch nicht
    v i e l besser zu sein als einer extrem unerwünschten Lärmattacke anheimzufallen. Da geriete man von einem Extrem ins andere. Aber vielleicht – zugegeben! – wäre das letztlich das kleinere Übel.

    1. @Juvavist Wissen Sie – ich selbst bin ja vom Gesprächsverbot ausgeschlossen….. Man muss sich die Regeln einfach nur so hinbasteln wie man sie gerne hätte.

  7. Hallo Melani,

    es ist schon witzig wie du deine Zugfahrt beschreibst, ich konnte mich gut in deine Lage hineinversetzen und musste schon sehr schmunzeln über deine Ausführung. Zug fahren ansich macht schon Spaß, ich habe nur mit dem so lange Sitzen meine Problemchen, ich sag mir dann, wann bin ich denn endlich da…. Deine mehr oder weniger aufgezwungenen Fahrbegleiter schienen auch nichts von einer annähernd interessanten Aura zu versprühen, so das du vielleicht hättest eine zeitlose Situation von Begeisterung erleben können, manchmal gibt es sowas. Das Beste ist aber das du etwas aus dieser Situation gemacht hast, gefällt mir gut.

    LG Tobi

  8. @Mellcolm
    Das beruhigt mich aber sehr, dass Sie sich selbst vom Gesprächsverbot ausschließen.
    Umso spannender wäre es aber nun, es in der Realität zu erfahren, ab wann Sie von sich aus diese freiwilige Papagenosche Mundverschlussaktion unterbrechen würden.

    Würden Sie es beispielsweise als unverschämt empfinden, wenn eine im Zug zufällig neben Ihnen sitzende Person (von mir aus ein Mann) ganz unauffällig herausbekommen wollte, was für ein Buch Sie gerade lesen und deswegen ab und zu wie von einer unsichtbaren Macht gezogen in Ihr Buch blickte? Ja, das würden Sie und Sie würden daraufhin – ganz kurz, aber eindeutig – recht finster oder unwillig dreinschauen. Ganz kurz nur. Daraufhin nämlich würde der junge Mann sich zur Ordnung gerufen fühlen, Sie und Ihr Buch keines Blickes mehr würdigen und nach kurzer Zeit nunmehr ein eigenes Buch hervorholen. Und Sie? Würden Sie sich irgendwann dabei ertappen, dass nun auch Sie selber unwillkürlich und zu eigenem leisen Verdruss anfängen, in das aufgeschlagene Buch Ihres Sitznachbarn zu blicken?

    Und wenn nun noch eine dritte Person im Abteil säße, die mit dem jungen Mann unversehens ein Gespräch anfinge, würden Sie ganz unverfänglich die Gelegenheit dazu nutzen, sich probeweise an diesem Gespräch zu beteiligen?

    Aber vielleicht liest ja heute keiner mehr im Zug und schließt sich statt dessen lieber mit seinen Kopfhörern oder Ohrstöpseln ab – bzw. aus.

  9. Die Bahn fährt da eine ganz perfide Strategie: Um die 1. Klasse voller zu bekommen, schmuggelt sie sogenannte „Schwätzer“ in die 2. Klasse, die etwas feinfühligere Wesen mit penetrantem Gesabbel auf den Sack gehen. Das nächste Mal reist der so Geplagte in der 1. Klasse. Ich bin darauf reingefallen, nun möchte ich nie mehr 2. Klasse fahren, was mich an den Rande des Ruins bringt. Aber meine Gewaltphantasien sind eindeutig seltener geworden.

    1. @juf Zur Steigerung des Umsatzes im „Chez Mitropa“ war die Strategie heute wieder besonders ausgeklügelt. Sämtliche Abteilklimaanlagen standen auf Dauerfrost – einzig im Bistro war es angenehm muschelig.

  10. War ja auch nur eine Phantasie. Jeder Mensch ist zum Glück anders. Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit sind rein zufälliger Art. Und wenn alles der Vorstellung entspräche, wäre alles recht eintönig.

  11. Hallo – sorry wenn ich dich von der Seite anquatsche – aber ich bin grad so über Dein Blog gestolpert und (jetzt traue ich mich gar nicht in meinen platten Worten zu sagen, wie ich es finde. Setz einfach was schönes ein).

    Werde es auf jeden Fall weiter verfolgen :).

    Was mich noch (wegen des Beitrags mit der Sonne im Popo) bewegt: ist die Sonne aus?

    1. @Quincy Danke für Dein Lob – ich habe das Schönste eingesetzt, das mir einfiel ;-) Poposonne: immer noch an! Im Zug verdunkelte sie sich nur kurz ;-)

  12. Und noch eine, die gerade hier hergestolpert ist – purer Zufall. Und dann gleich dieser herrliche Eintrag. Da ich momentan Wochenend-Pendlerin bin und viel Zeit auf den Schienen verbringe, kann ich nur zu gut nachfühlen, wie es dir geht.
    Manchmal möchte ich mir ein Schild aufsetzen: „Ich lese – Maul halten“, aber das erscheint mir dann auch wieder unhöflich. Statt dessen fahre ich aktuell recht erfolgreich mit der Assozial-Methode: benachbarte Plätze besetzen, indem man sein Gepäck so weitflächig wie möglich verteilt und dann stur den Blick nicht vom Buch anhebt, wenn jemand das Abteil betritt.´
    Tja, die Bahn schafft es wirklich, die schlechtesten Seiten am Menschen zu Tage zu bringen ;-)

    1. @Seola Dann mal willkommen! Schlechte Seiten werden außerdem hervorgerufen: in der Schlange an der Wursttheke (wie überhaupt in Schlangen), am Buffet sowie im Mallorca-Urlaub.

  13. Telefon-Zellen schlossen dicht. Das fanden die, die drin telefonierten, gut. Die draußen Wartenden hielten nicht immer Diskretions-Abstand und suchten neugierig zu lauschen.
    Heute posaunt jeder seine banalsten Dinge in die Welt.
    Da hätte ich gern mal Diskretions-Abstand. Geht aber nicht, weil überall schon jemand ist, der gerade telefoniert.
    Als ich dem neben mir im Fitness-Studio Radelnden wegen seines falschen Lachern nur so gespickten Telefonates nach ca 15 Minuten dazwischenfunkte: „Ich will Deinen Quatsch nicht hören!“, meinte der, was ich denn für einer sei, ich könnte ja weggehen.
    So ähnlich hab ich früher immer gehört: „Wenn Dir (die haben einen immer gleich geduzt) was nicht passt, dann geh doch rüber!“
    Was machen denn die Tefonierwütigen, wenn ich so an sie rantrete und völlig unendgeldlich Kästner rezitiere oder Tucholsky? So mal ne Seite. Ohne mich beirren zu lassen?
    In welcher Lautstärke darf ich das?
    Mit Betonung oder ohne?
    Darf ich phonische Highlights setzen à la Pollesch?
    Hat man nur ein Recht auf laute Telefonieren?
    Oder auch auf ungenierte Konversation?
    Wenn Letzteres zutrifft: Dann hab ich zu Recht den Mund gehalten, als gestern an der Supermarktkasse eine Kundin und die Kassiererin über die Größe ihrer Brüste fachsimpelten.
    Über Kindergeschrei sag ich jetzt gar nichts.
    Eher über die Erziehungsberechtigten dieser manchmal absoluten Lärmterror produzierenden Auslaufmodelle in der Serie „homo sapiens“.

    Eigentlich hätt ich aber gar nix schreiben, sondern einfach Tucholsky (aus seinem Essay „Der Mensch“) zitieren sollen (Auszug):

    „Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen gradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören.“

    „Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, daß sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, daß sie alt sind, und Junge begreifen nie, daß sie alt werden können.“

    „Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen läßt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.“

    Aber so hat’s auch Spaß gemacht. Und wenn dann noch der eine oder die andere anbeißt und Widerworte gibt, wird’s richtig lustig.

    1. @Luise Häberle Ach bitte bitte sagen Sie doch was über Kindergeschrei. Ich würde so gerne ungeniert in Ihr Klagelied einstimmen! Was sagt Tucholsky denn dazu?

  14. Ich habe kein Handy mehr. Bin wieder bewusst handylos. Verzichte so auch bewusst auf die unleugbaren Vorteile.

    Empfehlenswert? Oder unsinnig gebremste Moderne?

  15. Da würde mich ja mal interessieren, warum du dich gegen ein Handy entschieden hast – zumal, wenn du vorher schon eines hattest. Was sind für die die besonderen Vorteil, die du durch ein bloßes Ausschalten des Handys nicht siehst?

  16. @Luise Häberle

    Ein schöner Kommentar.
    Dazu fällt mir eine lustige Geschichte ein, die ich einmal in den Wirren des Internets gefunden habe (ob sie stimmt oder nicht, sei mal dahingestellt): Ein Jugendlicher, der in der Straßenbahn laut Musik hört, wird darauf angesprochen, dass es unhöflich sei und ob er sie bitte ausstellen könne. Der Junge sagt bloß: „Na, dann hör halt nicht hin.“ Kurz vor der Haltestelle, als der eben sich Beschwerende aussteigt, lässt jener einen lauten Furz fahren. Der Jugendliche mit der Musik beschwert sich empört, worauf der andere sagt: „Na, dann riech einfach nicht hin“ und aussteigt.

  17. @Seola
    Als ich noch Gruppen- und Studienfahrten geleitet habe, war ein Handy sinnvoll, ja unerlässlich; jetzt brauche ich keines mehr, zumal die anderen in meiner Familie jeweils eines haben, obschon auch sie es des öfteren ausgeschaltet lassen. Wenn ich mich allein auf den Weg mache, genieße ich sie allerdings ganz bewusst, die handylose Zeit.

    1. @Juvavist Irgendwann fuhr ich nachts von Liechtenstein nach St. Gallen auf der Autobahn. Ich war so gut wie alleine auf der Straße. Plötzlich tauchte ein Auto auf, das mich immer wieder überholte, sich dann vor mich setzte und abbremste. Das Ganze ging ein paar Mal so und da sonst weit und breit kein Auto zu sehen war, war ich besorgt. Nahezu panisch. Wirklich helfen hätte mir so schnell niemand können, das ist klar, aber die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung hat mich zumindest wieder ruhiger und besonnener werden lassen. Ich liess mich nach und nach zurückfallen, wurde immer langsamer… und als er es merkte, war es schon zu spät und ich war ihn los.

  18. Liebe Mellcolm,
    jetzt willst Du mich aufs Glatteis führen.
    KINDERGESCHREI?
    Kein Wort von mir dazu.

    Wenn ich einmal anfinge…
    Vor allem immer diese Eltern.
    Du, da könnte ich mich auslassen, über Eltern.
    Und seit in den Kneipen und Cafés nicht mehr geraucht werden darf, fühlen die sich da wie zu Hause. Stundenlang wird palavert, die Kinder langweilen sich, MIT denen redet keiner, die sollen doch an die Nebentische gehen oder auf der Treppe zu den Toiletten im Keller spielen, da hallt es auch schöner, oder sie sollen mal gucken, was die anderen Leute so essen.
    Ich könnte mich da auslassen.
    Ich lass es.

    Ach ja – was Tucholsky sagt?
    Hier: http://www.kurt-tucholsky.info/werke/17.pdf
    Aber ob das nu qualifizierter ist als meines?
    Ich möchte es jedenfalls in meinem nächsten Kabarett-Programm verwenden.
    Ciao

  19. Jetzt hab ich doch tatsächlich verschwitzt, das einzubauen, was ich von Harald Schmidt zum Thema Kinder und Eltern gefunden hatte. Vorsicht, es ist ein Spezialproblem; aber wer es richtig zu lesen versteht, dem schlägt es tatsächlich dem Fass ohne Boden die Krone ins Gesicht. Look: http://tinyurl.com/mxjvoq

  20. So hat halt jeder seine durchschlagenden, weiterweisenden Beispiele.
    (Ich z. B. bin schon lange nicht mehr alleine in einem Auto gesessen.)

  21. Hallo Melanie,
    ich finde Deinen Blog ganz großartig!
    Ich bin vor wenigen Wochen durch Zufall auf einen Deiner Posts gestoßen und lese nun regelmäßig, was Dich bewegt, wundert, interessiert, „überhaupt nicht“ tangiert, nervt, erfreut und Dir einfach so tagtäglich begegnet. Macht riesig Laune!
    Viel Spaß und Erfolg weiterhin.
    Lola

  22. Der geniale Paul Watzlawick hat in einem Vortrag mal verraten, wie er unerwünschte Gespräche auf langen Flügen abwimmelt: Egal, was der Nachbar zum ihm sagt, er lächelt ihn unsicher an und sagt: „Yes“

    Beste Grüße
    Stefan Blohm

  23. @Luise Häberle Ist doch schon geschehen – das kann Dir doch nicht entgangen sein. Oder meidest Du das Thema „Oktoberfest“ auch intuitiv. Verstehen würde ich das.

  24. @Luise Häberle (zum Thema Kinder) Ich werde mich weiterhin dazu ausschweigen, dabei aber stets die Stirn in Falten legen und einen Blick irgendwo zwischen Zweifel und Verzweiflung aufsetzen. Das Kind im Allgemeinen ist für mich ein ewiger Quell der Resignation. Aber nun gut.

    Hinsichtlich es Hochbegabtenthemas von Herrn Schmidt habe ich in der Tat noch etwas anzumerken. Ich finde es eigentlich begrüßenswert, dass man dem Kinde zunächst mal das Beste unterstellt – schließlich führt das hin und wieder auch zur Förderung. Wenn die Eltern dann feststellen, dass ihr Sproß am Ende doch „nur“ normal begabt ist, bliebe ja immer noch der Ausweg, sich des Kindes mit Hilfe von Frau Jolie oder Frau Ritchie zu entledigen. Oder man meldet es für Schönheits- und Gesangswettbewerbe an.

    Unterm Strich denke ich, dass ein normal begabtes gefördertes Kind mehr Spaß hat als ein hochbegabtes brach liegendes Kind. Leider ist der Grat zwischen Förderung und Überforderung ein schmaler.

  25. Liebe Mellcolm,

    Kinder und Dirndl…
    Als Julia vier Jahre alt war, wollte sie – deren Mutter nur Jeans trug – immer einen Faltenrock haben, dunkelblau.

    Beim Urlaub in Kärnten war sie dort von den Restaurantfachfrauen angefixt und wollte unbedingt ein Dirndl. In der Nähe war eine Dirndlfabrik. Julia bekam zwei Dirndl und drei Schürzen dazu. Dann war Ruhe. Sie war glücklich, die Eltern haben es nach außen mit Fassung getragen.

    Nach dem Abitur wollte Julia nicht mehr auf die „Schulbank“ (Uni) – sie wurde Hotelfachfrau, obwohl sie seit dem 6. Lebensjahr nie mehr Dirndl getragen hatte. In der Ausbildung musste sie Dirndl tragen, weil ihr Lehrherr (im Grenzgebiet vom bajuwarischen Freistaat zum baden-württembergischen „Feindesland“ hin) besonders traditionsbewusst in Tracht und Weiß-Blau macht. (Die Grenzlandbewohner wollen sich ja immer besonders zum anderen Klumpen abgrenzen und ihre loyale Haltung zum eigenen Klumpen extrem augenfällig betonen.)

    Nach Abschluss der Lehre und zweieinhalb Jahren in Dirndl quälte Julia sich ein Jahr in München an einer Hotelrezeption, erzählte von merkwürdigen Gästen wie Peer A. und Japanern, die wegen des Badezwangs in fließendem Nass die Wanne überlaufen ließen und ganze Hotelflure unter Wasser setzten. Dann hatte sie die Hauptstadt der Maßkrugschwenker und das ganze Rautengedöns satt, studierte in Hosen BWL und futtert nun in Frankfurt am Main Grüne Soße.

    Da ich keinerlei Bier trinke, Äppelwoi verabscheue, nicht auf Rauten stehe und Wasen wie Wiesn als Massen-Auftrieb meide wie sonstwas, muss ich jetzt zu meinem Griechen, dem lieben „Pano“ (Panagiotis), mit seinem italienischen Eiscafé ( http://eiscafe-davenezia.de ) und auf all die schrecklichen Gedanken hin, die mich beim Schreiben dieser Zeilen attackierten, einen Ouzo zu mir nehmen. Oder zwei. Wobei Panos Freund Hippokrates unten in der Kühltruhe immer einen „Spezial“ aus seinem Dorf hat. So gestärkt kann ich dann nachher im Programmkino „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ angucken, Petra Seegers Film über den Rockstar der Hirnforschung Eric Kandel (79) – wenn ich nicht vergesse hinzugehen…

    Ganz toll finde ich, wie schön Du Kölsch in eine Schreibsprache verwandelst.

  26. Jetzt bin ich’s nochmal: Ich hab meinen Termin gestern Abend nicht vergessen, bin auf den letzten Drücker zum Programmkino gefahren und war in „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“.

    Was ich in diesem Doku-Film über den Nobelpreisträger Eric Kandel gesehen und gehört habe, korrespondierte in Bezug auf das Gedächtnis positiv mit dem, was ich in „Lesen“ von Manfred Spitzer, dem (auch durchs Fernsehen) bekannten Ulmer Hirnforschungs-Erzbischof gelesen habe. Falls ich mich richtig an „Lesen“ erinnere.

    Wir sind, was wir sind, durch unser Gedächtnis. Was sich da eingräbt, hat diverse Auswirkungen.

    Also achtet drauf, was Ihr ins Hirn eindringen lasst.

    Man kann sich auch an den Anblick von Dirndln gewöhnen. Und an andere Sachen, die man im Grunde nicht mag. Die Geschmacksnerven (jeder Art) werden auch manipuliert – so schleichen sich Ess- und Trink-Gewohnheiten (!) ein. Mit den allseits bekannten Folgen. Auch Seh- und alle möglichen sonstigen Gewohnheiten.

    Ich überleg gerade, wo ich eine Papaya herbekomme. Die Frucht hab ich vor etwa drei Monaten erstmals probiert, weil sie auf der Liste der für mich zuträglichen Nahrungsmittel steht, und bin jetzt süchtig nach. Wobei ich nicht mal weiß, weshalb die Frucht Papa-ya heißt. Schneidet mal eine Papaya der Länge nach auf und guckt sie Euch an – dann findet Ihr den Namen wahrscheinlich auch paradox – falls Euch Euer Gedächtnis nicht im Stich lässt.

    Und jetzt hab ich vergessen, wieso ich bei dem Thema gelandet bin.

  27. @Luise Häberle Das Stück Kölsch stammt aus einem Lied, das ich leider nicht selbst gedichtet habe. Ich glaube, das waren die Höhner, die sowas andauernd machen. Und Geld verdienen sie damit auch – munkelt man.

  28. Ach die Höhner, da hab ich eine Fannin, die ist noch größere Fannin von denen. Am meisten aber ist sie Fannin von Peter Maffay. Ich frag mich nur, wie ist sie darauf verfallen, auch meine Fannin zu sein? Ich glaub, ich muss mir echt Gedanken machen, was ich den eigentlich mache…

    Ihr Profil bei Myspace:
    http://www.myspace.com/maffayfan
    Da findet sich u.a. der Eintrag:

    „Veronika Im Höhner-Himmel…Henning hat mein T-Shirt unterschrieben und gemeint, dass wir ein echtes Traumpaar wären….*ggg*“

  29. @Luise Häberle Meine Mama war auch eine Maffay-Fannin. Und hatte sich damals in großen scharzen Buchstaben seinen Namen auf den Scirocco geklebt. Meine Oma sagte eines Tages: „Simone, Simone – Da hat Dir einer Muffi aufs Auto geschrieben.“ Irgendwann wurde der Wagen weiß lackiert. Und Muffi verschwand.

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