Mellcolms Sommerfrische, Teil VI: Niemals mit Bonbon duschen!

Souffle

Zurück in der kuscheligen Hütte wurde erst mal der inzwischen schon traditionelle Sun-Downer eingenommen. Es ist kaum zu glauben wie viel man trinken muss, um die Sonne zum Untergehen zu bewegen. Als das jedoch endlich geschafft war zog sich das Reisegrüppchen zum vereinzelten Duschen und Frischmachen fürs Abendessen zurück. Ich erfuhr von einem Mitreisenden, dass es unmöglich sei, gleichzeitig ein Bonbon zu lutschen und unter der Dusche zu stehen. Ich notierte mir das – für alle Fälle.

Sonnenuntergang

Ich selbst gönnte mir eine ausgiebige bonbonfreie Duschzeremonie während der Herr des Chalets sich damit beschäftigte, die Vorhänge unseres kleinen Reiches so weit wie möglich beiseite zu schieben, um die Abenddämmerung hinein zu lassen. Dass ich nur mit einem Waschlappen bekleidet durch die Gegend huschte, blieb von ihm unbemerkt und als ich ihn dann doch darauf aufmerksam machte konterte er: „Wer soll denn hier oben vorbei kommen?“ Genauer genommen waren es zunächst zwei Erwachsene, dann zwei Kinder, dann ein Reisebus, ein Schaufelraddampfer, zwei Elefanten, ein Gnu und Elvis Presley. Während ich mich angesichts der ungebetenen Zuschauer ganz klein machte, wuchs mein Waschlappen über sich hinaus und brachte mich vor den neugierigen Blicken in Sicherheit.

Frisch gestriegelt und gespornt freuten wir uns nach dem Abendrot nun auf das Abendbrot, in dem Brot -wie üblich- keine Rolle spielte. Wir aßen was rein passte und genossen es auch an diesem Abend, die Vegetarierportion von allem zu bekommen. (Ich hoffe, dass niemand dem Hüttenwirt je verraten wird, dass Vegetarismus kein Synonym für Magersucht ist!)

Am Nachbartisch hatte sich ein neues Paar ausgebreitet. Im Gegensatz zu all ihren Vorgängern hatten sie keine Spiel- sondern nur Wanderkarten dabei. Und der Mann machte keine Anstalten, der Frau diese zu erklären, geschweige denn überhaupt mit ihr zu sprechen. Stattdessen rannte er in der Gegend rum und machte Fotos während seine Frau alleine aß. Hin und wieder kam er vorbei, nahm einen Happen und flüsterte irgendwas mit ihr, um dann kurzerhand wieder zu verschwinden.

Souffle

Zum krönenden Abschluss des üppigen Mahles gab es das allerbeste Dessert, das diese Welt wohl zu bieten hat: Ein Soufflé aus Himbeeren und irgendwas, das eben ein Soufflé daraus machte. Möglicherweise versteckte sich in diesem Traum aus süß und sauer zwar die ein oder andere Kalorie, aber da wir kurz vorher erfahren hatten, dass wir alle so um die 2.800 kcal (+/-1.500 kcal) durch unsere Wanderung verbraten hatten, hatte unser schlechtes Gewissen für diesen Abend Sendepause. Kein Wunder also, dass anschließend noch der ein oder andere Nussler ein Asyl bei uns fand – denn so ein Soufflé verdaut sich leider nicht von selbst. Diese Hüttenmenschen wissen wirklich, wie sie auch den letzten Funken Vernunft durch Speis und Trank wegkredenzen können!

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