Das Hotel (The New Otani) entpuppte sich als Goliath unter den Tokioter Bettenburgen. Bestehend aus drei Häusern mit insgesamt rund 1700 Zimmern, zahlreichen Läden und Restaurants und Fluren, so weit das Auge reichte, war fast wie eine kleine Stadt in der großen Stadt. Um vom Zimmer aus das Hotel in der Nähe der U- Bahn-Station zu verlassen musste ich zweimal Aufzug fahren, gefühlte 5 km durch unterschiedliche beteppichte oder beflieste Flure talpen, durch einen See schwimmen, über einen Berg kraxeln und mich an einem langen Seil herunterlassen. Manchmal musste ich unterwegs noch einen Drachen töten, aber das kam nur gelegentlich vor. So groß das Hotel war, so klein war das Zimmer. Zwar war der Standard durchaus gut, aber alles war so platzsparend wie es eben ging untergebracht. Das absolute Highlight des Zimmers fand ich aber im Bad: Die japanische Toilette. Nicht nur, dass die Klobrille beheizt ist, damit man sich während der Geschäftstermine keine Frostbeulen holt, es gibt auch eine Vielzahl unterschiedlich gebündelter Wasserstrahlen, die man dem Allerwertesten entgegen schleudern kann. Dann noch kurz das Gebläse an und man fühlt sich wie frisch gewickelt. Die wirklichen High-End-Klos haben darüber hinaus dann noch einen Knopf für Lärm-on-Demand, um eindeutigen Geräusche, die aus der Kabine hinaus klingen wollen, hübsch zu vertuschen.
Angesichts dieser im Klo eingebauten Wohlfühloase wäre es zwar kein Wunder gewesen, hätte ich mich von diesem Meisterwerk östlicher Ingenieurkunst nicht mehr losreißen können, aber nachdem die Brille Anstalten machte, sich tief in mein Sitzfleisch einzuprägen, besann ich mich eines besseren und stand auf. Schließlich war ich ja auch nicht zum Spaß hier.
Eine Katzenwäsche später fand ich mich im Büro wieder. Tokio musste für den Rest des Tages erst mal draußen bleiben. Schnell stellte ich fest, dass man mit der Stadt selbst eigentlich kaum Berührungspunkte haben muss. Die U-Bahn fährt einen bestenfalls gleich bis ins Bürogebäude, wo man dann neben dem Arbeiten auch noch alle anderen täglichen Bedürfnisse stillen kann. Restaurants, Cafés, Supermärkte. Alles ist gleich ins Gebäude mit eingebaut. Das spart Zeit. Und man ist schneller beim Feierabendbier als man Prost sagen kann.
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Bild: Grevillea / Flickr
Jetzt bemängele ich nur, dass dem geneigten Leser (und der mindestens ebenso geneigten Leserin) der Grund Deines Tokio-Aufenthaltes verborgen geblieben ist. Du bist doch hoffentlich nicht für immer weg?
Kannst Du übrigens was Genaueres zur Badewanne mitteilen? Oder gibt es keine? Ich hörte von Angestellten des Münchener Forum-Hotels (gegenüber dem „Gasteig“), dass Japaner häufiger schon ganze Flure geflutet hätten, wei sie in fließendem Wasser zu baden gewöhnt sind und die Überlauf-Abflüsse die einschießende Wassermenge nicht gepackt hatten.
Insofern wären Deine indoor absolvierten outdoor-Aktivitäten folgerichtig.
Ich wurde heute auf ein Fleckchen in Japan aufmerksam gemacht wo es noch enger ist (oder war): http://www.youtube.com/watch?v=s6msT4eBba4