Mugs & Moritz: Teil XXVIII

DurchdachtHeute möchte ich dem neuesten Neuzugang in meinem Tassenschrank huldigen, der Leehrtasse. Die Gute wohnt seit Sonntag bei mir und hat sich bereits bestens im neuen Umfeld eingelebt.

Schon vor einiger Zeit hatte mich der Verdacht beschlichen, dass es in meinem Schränken mit der Bildung nicht so weit her ist. Eine eigens für Geschirr entwickelte PISA-Studie, die ich heimlich in allen betroffenen Schränken durchführen liess, bestätigte meinen grausamen Verdacht. Insbesondere bei meinen Tassen ist die Bildungslage katastrophal!

Nicht eine meiner Tassen spricht mehr als eine Sprache, manche von ihnen bekommen nicht mal das fehlerlos hin. Auch mathematisch betrachtet sind meine Tassen Nieten. Die meisten von ihnen beherrschen so eben gerade die Grundrechenarten. Und gerade die (vielen) alleinstehenden Tassen haben schon eklatante Defizite wenn es nur darum geht, eins und eins zusammen zählen.

Biologie, Chemie, Physik? Fehlanzeige. Politik und Geschichte? Nie davon gehört! Kurz: der Tassenschrank ist ein intellektuelles Wüstengebiet, ein Bildungs-Nirwana, ein geistiges Vakuum.

Mit dem Einzug der Leehrtasse soll sich das nun massgeblich ändern. Denn sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Tassen im Schrank das Denken – in Theorie und Praxis – beizubringen. Dummerweise zwingt ein nicht unwesentlicher Konstruktionsfehler die Leehrtasse dazu, den Unterricht im Kopfstand abzuhalten – jedenfalls in den Anfängerkursen,  in dem man es mit dem Mitdenken noch nicht so hat.

Aber die Leehrtasse ist und bleibt eine Idealistin, auch wenn sie für ihre Berufung sogar einstweilen ihre Bestimmung aufgeben muss. Es wäre doch gelacht, wenn sie diese durchweg trüben Tassen nicht intellektuell so aufpolieren könnte, dass sie weit über die Grenzen des Schrankes glänzen! Und wenn sie das erstmal geschafft hat, kann sie sich ja immer noch auf das reine Tassendasein zurück besinnen.

Tassen mit mehr Niveau, finden Sie hier.

Erfunden wurde die Leehrtasse (damals hiess sie allerdings nur „Tasse“) übrigens von Herrn Vince Ebert, dessen interessantem Auftritt in München ich am vergangenen Sonntag beigewohnt habe. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich möglicherweise an einem anderen Tag in einem anderen Zusammenhang anderen Lesern erzählen werde.

Zur Übersicht der Tassengeschichten.

5 Kommentare

  1. @Luise Liebe Luise, für Deine wiederholten, freundlichen Hinweise auf meine #Tassengeschichten bin ich Dir dankbar. Wenn man etwas schreibt, dann freut man sich natürlich, wenn es gerne gelesen wird. Über die letzte Geschichte grüble ich schon nach. Glücklicherweise habe ich ja vorher noch den Teil XXIX zu schreiben, in dem es sich um eine ältere Dame drehen wird, bevor ich dann zum letzten Teil übergehen kann. Es kann unter Umständen passieren, dass ich erst morgen damit aufwarten kann – Du mögest mir das verzeihen!

  2. Es spricht Vieles für den Einsatz von Leehrtassen bei großen Tassenansammlungen. Mir wurde seinerzeit hinter vorgehaltener Hand zugeflüstert, daß bei Galadiners und Staatsempfängen, die der große, alte, silberlockige Partylöwe Münchens inszenierte, extra eine Schar Benimm-Tassen in die Stapel edlen Kaffee-Porzellans eingeschleust wurden, um die richtige Etikette zu vermitteln. ;-)
    Liebe Grüße, wünsche dir ein gutes, schönes und erholsames Mai-Wochenende.

  3. @freidenkerin Ich freue mich jedesmal wieder über Deine Kommentar. Was mach ich nur, wenn die Tassengeschichten vorbei sind?

  4. Ich hab noch eine Tasse im Sinn: Die T-Tasse. Sie ist auch ein Zwilling: einerseits eine Tee-Tasse, andererseits die Folge einer leichten Sprachbehinderung. Also eine Ta-Tasse. Wenn mans nur so liest, T-Tasse, kann man sie nicht identifizieren. Identische DNS, wie die beiden Brüder, die angeblich den Bruch im KaDeWe gemacht haben.

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