Die wunderbare Reise der kleinen Mellcolm mit den Wildfängen – Weiter nach Göteborg

Auf dem Campingplatz in Skärhamn, aber vor allem auf der Insel Tjörn, könnte ich noch ewig bleiben. Da wir aber noch ein bisschen Wegstrecke vor uns haben und auch auf das ein oder andere weitere Etappenziel nur ungern verzichten möchten, packen wir vormittags unsere sieben Sachen zusammen und machen den obligatorischen Startcheck (Fenster zu? Gas abgedreht? alle Schränke verschlossen? schwere Sachen gesichert?…). Dann geht es ohne Zwischenstopp Richtung Göteborg, das nur rund 70 km entfernt liegt.

In unserer ursprünglichen Planung hat die Stadt übrigens nie eine Rolle gespielt. Irgendwer hatte mal was von „Industriestadt“ in den Raum geworfen, als es um Göteborg ging und schon war bei uns jeder Funke von Interesse erloschen. Als wir aber bereits unterwegs sind, mehren sich von allen Seiten die Stimmen, nach denen Göteborg ein nicht zu verpassender Geheimtipp ist und so ändern wir, wie so viele Male auf dieser Reise, einfach kurzerhand die Route.

Aus praktischen Erwägungen entscheiden wir uns auch in Göteborg für einen stadtnahen Platz mit Tram-Anschluss an die Innenstadt, auch wenn wir damit in Stockholm nicht die besten Erfahrungen gemacht haben. Der Campingplatz Lisebergsbyn befindet sich in der Nähe des größten schwedischen Vergnügungsparks Liseberg. Während der Platz online bereits als ausgebucht erscheint, ergattern wir telefonisch glücklicherweise spontan noch einen Restplatz. In Göteborg angekommen, werfen wir schnell das Wohnmobil dort ab und begeben uns gleich mit der Tram in die Stadt.

Das Wetter ist verhältnismäßig bombig und wir sind schon bei der Anfahrt in der Tram Feuer und Flamme für die Stadt. Da wir ohne to-do- oder to-see-Liste angereist sind, lassen wir uns einfach ein bisschen treiben und geraten dabei immer mehr in Verzückung. Die Straßenzüge sind großzügig und begrünt, die historischen Trambahnen und ihre adrett gekleideten Fahrer machen lächeln, es gibt viel Wasser und reizende Parks und die Auswahl an Geschäften, Restaurants und Cafés schafft außerdem ein lupenreines Glücksgefühl.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen
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Foto: Philippe Wyssen

Unser Mittagessen nehmen wir in der Saluhallen zu uns, danach geht es mit kurzen Abstechern zu den Einkaufsmeilen Kungsgatan und Vallgatan zum Kaffeetrinken und bummeln nach Haga. Ich habe die höchstreiseleiterliche Erlaubnis in jeden Laden zu schlendern, der mich interessiert und derer gibt es dort doch recht viele. Der große Kleine Herr findet großen Gefallen daran, mich zu begleiten. Für mein Portemonnaie ist das gut, denn ich kann so nicht shoppen.

Haga ist vor allem für seine zahlreichen schnuckeligen Cafés bekannt. In den Empfehlungen, die man so hier und dort liest, wird gemeinhin das Café Husaren gehypt. Uns ist es dort aber – wohl wegen dieses Hypes – viel zu wenig authentisch, als dass wir uns wohl fühlen könnten. Stattdessen begeben wir uns ins Da Matteo in der Magasinsgatan, gleich in der Nähe von Haga. Der Kaffee dort ist hervorragend, der Service auch und an Süßgebäck herrscht auch kein Mangel.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen

Nachdem unsere Sowden Softbrew den Campingurlaub nicht heil überstanden hat, machen wir uns anschließend auf die Suche nach Ersatz. Im außerordentlich gut sortierten Kaffe Labbet findet man nahezu alles, was man für die Zubereitung von köstlichem Kaffee benötigt – nur keine Sowden Softbrew. Da diese sich aber ohnehin nicht als besonders reisetauglich hervor getan hat und wir ursprünglich bereits mit der Aeropress geliebäugelt hatten, ist nun der Zeitpunkt gekommen, wo aus dieser unverbindlichen Liebelei Ernst wird. Wir können es kaum erwarten, den ersten Kaffee damit zuzubereiten und machen uns daher zügig auf den Heimweg. Die müde Rasselbande begrüßt diese Entscheidung.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen

Unser Platz auf dem Lisebergsbyn-Camping wird als der abschüssigste Platz EVER in unsere Reisehistorie eingehen. Auch maximal aufgebockt stehen wir noch völlig schief, sehen aber keine Möglichkeit, daran an diesem Abend noch was zu ändern. Da wir nur eine Nacht bleiben werden, beschließen wir, es stoisch zu ertragen. Der kleine Kleine Herr wird mittels Handtüchern und Decken in die Waagerechte gehieft, wir Großen schlafen mit dem Kopf am höchsten Punkt. Für einen Stadtcampingplatz geht Lisebergsbyn übrigens völlig in Ordnung. Die Sanitäranlagen sind modern und für einen Platz dieser Größe verhältnismäßig ordentlich. Mit der Tram, zu der man nur etwa 500 m läuft, braucht man knappe 20 Minuten in die Innenstadt.

Wir beschließen den Tag froh darüber, dass wir den Stopp in Göteborg eingelegt haben, denn in unserer geheimen Rangliste der Städte liegt sie auf jeden Fall an erster Stelle, dicht gefolgt von Malmö. Stockholm schafft es nur auf den dritten Platz.

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