Die wunderbare Reise der kleinen Mellcolm mit den Wildfängen – Über Oskarshamn nach Ankarsrum

Als wir am Morgen unsere sieben Sachen auf Öland zusammenpacken, ist ein bisschen so, als sei nun der Urlaub vorbei. Dabei liegen noch knapp drei Wochen vor uns! Wir haben uns auf Öland wirklich wohl gefühlt und mal für ein paar Tage am selben Ort zu bleiben, hat gut getan. Weil wir dem großen Kleinen Herrn versprochen haben, dass wir Öland nicht verlassen werden, ohne dass er im Pool war, starten die beiden großen Jungs mit einem wirklich erfrischenden Vollbad in den Tag. Ich schleppe unterdessen den kleinen Kleinen Herrn in der Manduca durch die zum Campingplatz gehörige Brennnesselplantage. Gegen elf  Uhr sind wir dann schließlich startklar, entledigen uns noch schnell unserer Altlasten (altes Frischwasser, Abwasser, Gruß aus der Chemietoilette) und düsen los.

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Planmäßiges Ziel wäre heute eigentlich die Astrid Lindgrens Geburtsstadt Vimmerby gewesen, die aber außer der Astrid Lindgren Värld nicht viel zu bieten haben soll und von der wurde uns von Deutschen sowie Schweden abgeraten: zu teuer, alles nur auf schwedisch und eigentlich nichts für so kleine Kinder wie wir sie stolz unser Eigen nennen. Also haben wir –inzwischen routiniert- den nächsten Plan über den Haufen geworden und uns für einen kleinen Campingplatz in Ankarsrum entschieden, der vor allem für seine herausragenden Sanitäranlagen zu Bekanntheit gelangt ist. Rund 220 km Strecke stehen für heute auf dem Plan.

Da wir uns bisher dem Sightseeing nahezu völlig entzogen haben und mehr oder weniger zielgerichtet von Campingplatz zu Campingplatz getingelt sind, beschließen wir diesmal unterwegs einen Zwischenhalt zu machen und uns das Städtchen Oskarshamn anzusehen, das uns von einer erfahrenen Schwedentouristin als „niedlich“ ans Herz gelegt wurde. Die Stimmung im Fond ist während der rund zweistündigen Fahrt diesmal sehr starken Schwankungen unterlegen, so dass wir mehrere kurze Zwischenstopps einlegen und uns zahlreicher unerlaubter Bewegungen im fahrenden Gefährt schuldig machen müssen. Besonders die Schwerkraft, die Schnuller wie Stofftiere immer wieder zu Boden ringt, macht uns schwer zu schaffen.

Endlich in Oskarshamn angekommen, machen wir uns gleich auf die Suche nach der Attraktion des Ortes: denkmalgeschützte, bunte Holzhäuser, die über schmale Gässchen miteinander verbunden und hübsch anzusehen sein sollen. Spontan finden wir: Nichts, außer einem vielversprechenden Supermarkt (ICA Maxi), den wir uns für die Rückfahrt aus der Stadt auf Wiedervorlage legen. Weil wir die bunten Häuschen nicht so auf Anhieb finden, wie wir das von einem Reiseführer-Geheimtipp wohl erwartet haben und weil das Wetter sich mal wieder von seiner „Ach-ich-weiß-doch-auch-nicht-was-ich-will-Seite“ zeigt, sind wir schon kurz davor, unverrichteter Dinge weiterzuziehen, da entschließen wir uns doch noch, einfach mal anzuhalten, auszusteigen und irgendwen nach diesen dusseligen Häusern zu fragen. Eine Kioskbetreiberin gibt uns den entscheidenden Tipp: Sie wisse zwar nichts von Denkmalschutz und Highlight und so, aber, „da hinten“ stehen ein paar alte Häuser, vielleicht meinen wir ja die.

Wir entscheiden uns, „da hinten“ zu erkunden, nicht ohne aber vorher im Schaufenster einen schwedischen Bekleidungsherstellers wunderbare Kinderkleidung zu erspähen, die natürlich gleich beäugt, betastet, begehrt und bezahlt werden will. Gerade als wir in die Straße mit den alten Häusern einbiegen, entscheidet sich das Wetter für „spontaner Regenguss“ und wir flüchten in ein zunächst unscheinbar erscheinendes Eckcafé. Tatsächlich haben wir mit dem Café Shalom ein echtes Kleinod gefunden, in das wir uns spontan reinverlieben. Hier treffen Kinderfreundlichkeit, Omamöbel, (viel) (sehr) leckeres Gebäck, Porzellantässchen und reizende Verkäuferinnen aufeinander und man fühlt sich gleich mehr als herzlich willkommen.

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Foto: Philippe Wyssen

Nachdem die Bäuche verklebt sind und der Regen vorbei ist, schauen wir uns dann aber doch noch die hübschen Häuschen an. Das Prädikat „niedlich“ trifft es wirklich und wir sind doch sehr froh, dass wir die Flinte nicht gleich ins Korn geworfen haben.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen

Als wir auf der Rückfahrt aus dem Ort noch schnell in den vorher erspähten ICA Maxi reinhüpfen wollen, macht uns die shopping-rush-hour einen Strich durch die Rechnung. Vor dem übervollen Parkplatz steht bereits eine lange Autoschlange und für ein 6,60 m Gefährt ist das alles andere als eine Einladung. Wir seufzen kurz und fahren mit leeren Schränken zurück auf die Autobahn.

Einmal in Ankarsrum angekommen finden wir zum Glück noch einen Supermarkt, in den wir einfallen können, bevor wir auf dem Campingplatz einchecken. Långsjön Stugor & Camping ist seit etwa fünf Jahren fest in Schweizer Hand und der Platz ist wirklich wunderbar. Mit nur 42 Parzellen mit Strom, ein paar Zeltplätzen, acht Stugas und einem Tipi-Zelt gehört er zu den kleinsten Plätzen auf denen wir bisher untergekommen sind. Die vielgelobten sanitären Einrichtungen sind wirklich sensationell für einen Campingplatz. Der Platz selbst ist quasi direkt am Långsjön-See gelegen, „quasi“ deshalb, weil eine doch nicht so ganz wenig befahrene Straße und die Gleise der Schmalspurbahn Hultsfred-Västervik den Platz vom See trennt. Die Bahn stört kaum, da sie nur zweimal am Tag vorbeifährt, die Straße ist tatsächlich ein kleiner Wermutstropfen, den man aber wegen allem anderen doch wieder billigend in Kauf nimmt.

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Wir schlagen unser Quartier neben dem großen Tipi-Zelt auf und fühlen uns gleich wohl. Nicht zuletzt wegen der schweizerischen Betreiber sind viele Gäste aus Deutschland und der Schweiz da, was uns aber anders als in Karlskrona, hier überhaupt nicht stört. Neben uns steht ein älteres Paar aus Hamburg, mit denen wir gleich ins Gespräch kommen und die der große Kleine Herr dann auch umgehend mit Beschlag belegt. Fritz wird in sekundenschnelle zum Urlaubsopa, der nun aber gefälligst auch Fußball spielen soll.

Ursprünglich nur für eine Nacht gedacht, entscheiden wir spontan, auf zwei Nächte zu verlängern, weil es hier eben so nett ist. Am zweiten Tag erkunden wir das etwas merkwürdige Städtchen und heben den ein oder anderen Cache. Abends haben wir keine Lust zu kochen und informieren uns über die Optionen in der Nähe. Die Pizzeria „Mikonos“ schließen wir aus naheliegenden Gründen sofort aus. Bleibt noch die gefrorene Restaurantpizza vom Campingplatz oder das schnuckelige schwedische Restaurang gegenüber. Wir entscheiden uns spontan für letzteres. Da wir die Karte nicht lesen können, kommen wir gleich zur Sache und fragen nach den angebotenen vegetarischen Speisen. Der Koch überlegt kurz und sagt dann etwas kleinlaut „I’m afraid, but we don’t have any options.“ Eine Käsestulle würde er uns schmieren können, das war es dann aber auch. Es läuft also auf die Campingplatz-Pizza hinaus, die der Pizza auf Öland in nichts nachsteht. Wir beschließen erneut, nur noch selbst zu kochen.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen

Ein Kommentar

  1. Wir waren letztes Jahr mit einem Haufen 8 – 12 jährigen Kindern in der Astrid Lindgren Värld. Wenn die Kinder die Geschichten und Filme gut kennen, sind die Vorführungen auf schwedisch kein Problem, denn die Melodien sind ja die gleichen.
    Und es ist wirklich alles sehr gut gemacht, die Darsteller sind mit vollem Herzblut dabei. Auf der Pippi-Langstrumpf-Bühne wurde zum Beispiel schon in der Stunde vor offiziellem Vorstellungsbeginn mit den kleinen Zuschauern improvisiert und bei Ronja Räubertochter können alle durch die Mattisburg toben, mit den Schauspielern zusammen.
    Michel aus Lönneberga war auch auf schwedisch sehr lustig anzuschauen, der zweimal die Schüssel auf seinem Kopf hatte. Alle Kinder wurden auch von Kindern gespielt, was die kleinen Zuschauer gleich doppelt begeisterte.
    Der Eintritt für 4 liegt allerdings auch bei ca €130, muss man wissen, ob man das ausgeben möchte. Wir fanden den Tag dort sehr schon.

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